Die Begegnung

Der Weg in das Reich der Pferde ist nicht weit. Sie herrschen, wo immer sie leben. Hinter jeder Stalltür öffnet sich eine neue Welt. Man muss nicht Reiter sein, um die Pferde in ihrem Königreich aufzusuchen. Man kann in die Enge ihres Stalls treten, um die Weite ihres Lebens zu spüren. Hier sind sie nun zu Hause, hier leben sie, die durch Jahrtausende unsere Geschichte mitbestimmt haben. Sie haben nichts mehr zu bedeuten für den Lauf unserer Welt. Aber sie haben sich nicht geändert. Sie dienen immer noch dem Menschen, ohne sich aufzugeben. Sie bleiben immer noch die freien, stolzen Wesen, die einzig ihrer Natur gehorchen. Und sie werden dich die Wände und Mauern des Stalles vergessen lassen. Tritt ein bei diesen großen, freundlichen, ganz in sich selbst ruhenden Wesen. Du musst nichts von ihnen wissen, musst kein Fachmann sein. Du musst nur das tun, was jeder Reiter im Sattel auch tun muss: das Pferd gelten lassen als ein Geschöpf dieser Erde. Es wird dich anschauen, die Ohren werden sich spitzen, und du wirst, wartest du still, das Gefühl haben, mit freundlicher Zurückhaltung aufgenommen zu werden in das Heim eines Edlen. Verweile, betrachte, lausche und du wirst ihr Freund sein, so wie du die Freundschaft empfindest, die sie als Erbe von Jahrtausenden allen Menschen entgegen bringen. Nein sie werden dich nicht umschmeicheln. Sie werden nicht mit Unterwürfigkeit das Wohlwollen des Menschen erstreben. Niemals! Sie verlangen zuerst seine Achtung. Wenn es dir aber gelingt, dass sie nach vorsichtigem Herantreten deine Hand an ihrem Hals dulden, zwischen ihren Ohren, und wenn sie dich dann sachte mit den Nüstern berühren, dann bist du aufgenommen in das Reich der Pferde. Und dann sei stolz, denn der edelste und treueste Freund des Menschen hat dich willkommen geheißen!